Grüße aus Tetouan, wo ich heute einen sehr schönen Tag verbracht habe.
Die Altstadt hier ist ein einziges Labyrinth aus orientalischen alten Häusern und Gassen gefüllt mit Händlern und Handwerkern aller Art. Man geht durch eine Art Stadttor und befindet sich plötzlich in einer anderen Welt.
Das erste was ich dachte als ich das Tor durchschritten hatte war: Ich bin in der Winkelgasse aus Harry Potter gelandet. Zum Verwechseln ähnlich. Nach 10 Minuten langem Umherirren zwischen Hühner und Ziegendreck, Tüchern, engen Gassen, schreienden Händlern, fand ich dann den Obst und Gemüsemarkt.
Ahhhhh! Endlich was richtiges zu Essen und billig! Hier könnte ich für 15€ am Tag einschließlich Hotel für 10€ leben.
Ich fraß mich durch die Gassen und probierte mal hiervon mal davon. Und es war einfach nur geil. In regelmäßigen Abständen klettete sich jemand an mich und wollte mir „helfen“. Emsig dabei meine Sprache herauszufinden um mich dann gegen Geld umherzuführen oder sonstwie mir Geld abzuknöpfen. Am besten wirkt dagegen nicht ignorieren, wie ich es am Anfang getan habe. Denn dann laufen die Leute einfach solange neben einem her, bis man notgedrungen reagiert. Einfach ein fester Blick und „la“ arabisch nein wirkt am besten.
Und meine Schuhe erwiesen sich als sehr gutes Gegenmittel gegen Abzocke. Denn die Händler und „guides“ dort beurteilen die finanziellen Mittel der Touristen anhand ihrer Kleidung, anscheinend besonders anhand der Schuhe, die bei mir schon sehr lediert aussehen und schon hier und dort Löcher haben, jedoch trotzdem immer noch bequem und besser als irgendwelche Nikeschuhe sind. Barfußschuhe eben.
Auf einen „hilfreichen“ Mann hatte ich mich testhalber mal eingelassen und ihm gesagt, dass ich von Berlin hierher per Anhalter gekommen bin und nicht viel Geld habe. Er zeigte auf meine Schuhe und man sah ihm an das mein „Ansehen“ in seinen Augen augenblicklich sank. Er fragte noch warum ich kaputte Schuhe an habe und ich sagte ihm, weil es mir gefällt. Es dauerte nicht lange, da mußte er plötzlich dringend gehen und noch „etwas erledigen“ und konnte mir leider nicht mehr „helfen“.
So konnte ich mir dieses riesige Labyrinth ganz entspannt alleine angucken, ohne oft belästigt zu werden.
Oben am Hang fand ich noch eine alte verlassene orientalische Burg, wo ich jedoch erneut „Opfer“ eines „hilfreichen“ Teenagers wurde, der sich mir aufdrängte um mir einige Sachen dort auf arabisch zu erklären und danach dafür einen Euro haben wollte, was ziemlich dreist ist für Marokko. Aber ich hatte Mitleid mit ihm, da er offensichtlich dort wohnte und wirklich arm dran war und gab ihm die zehn Diram.
Danach hatte ich noch eine Bekanntschaft mit einem Marokkaner, von dem ich erst dachte er ist wieder einer von den „Hilfreichen“. Aber nach einer Weile sich herraus, dass er nur auf Kontakte aus war um durch „virales Marketing“ später eventuell davon zu profitieren. Im Prinzip einer wie der Typ bei dem ich übernachtet hatte, aber viel sympatischer und nicht so aufdringlich. Ich beschloß mich auf ihn einzulassen, was sich als gut herausstellte. Er zeigte mir wirklich ein paar interessante Sachen und erklärte einiges. Brachte mir ein bischen arabisch bei, stellte mich seinen Freunden vor, spendierte mir einen Tee wo wir uns über unsere „Geschäfte“ und Arbeit austauschten und zeigte mir am ende noch ein gutes, preiswertes Restaurant mit richtig gutem marrokanischem, vegetarischen Essen. Lecker! Und es war auch völlig ok für ihn, nachdem wir unsere Kontakte getauscht hatten, das ich alleine weitergehen wollte.
Solche Leute gibts auch :). Allerdings muß man sich da vorsichtig herantasten und immer auf der Hut sein, was etwas anstrengend ist. Das ist wohl auch der Grund, warum Leute, die es ehrlich meinen den Touristen oft etwas spendieren oder sie auf einen Tee einladen als Vertrauensvorschuß, der wegen der anderen „Hilfreichen“ nötig ist.
Als ich einem seiner Freunde sagte, dass ich aus Deutschland komme, platzte dieser prompt mit einem Hitlergruß heraus und das mit einer Geste im Gesicht, als ob es für mich soetwas wie eine Ehre sein müßte, so gegrüßt zu werden. Viele Leute hier scheinen ein etwas verzogenes Bild von Deutschland und seiner Geschichte zu haben. Aber das haben wir von anderen Ländern bestimmt auch :D.
Toiletten mit Klopapier gibt es hier übrigens fast nie – außer vielleicht in besseren Hotels. Man muß sich mit Wasser und der linken Hand reinigen, was – ähnlich wie in Indien – auch der Grund ist, warum sich die Leute nie mit der Linken Hand grüßen oder essen. Denn fließend Wasser ist auch rar. In manchen Toiletten gibt es nicht mal das, sondern nur einen Eimer mit abgestandenem Wasser, der auch mal alle sein kann, wenn man Pech hat. Dann heißt es Nachfüllen mit dem eigenen Wasser.
Besonders die Toiletten in dem Altstadtlabyrinth sind sehr abenteuerlich. Die Treppen in den Treppenhäusern sind dreimal so hoch wie in Deutschland und dreimal so schmal. Genauso wie die Gänge und Türen. Verriegelungen gibt es in allen möglichen improvisierten Varianten.
Überall laufen Katzen frei herum und es ist einfach eine völlig andere Welt.
Halbe Dirams (ca. 5 Cent), die ich als Wechselgeld bekomme gebe ich meistens alten Mütterchen am Straßenrand, die sich immer sehr darüber freuen.
Ich habe mich jetzt gut sozial in Marokko akklimatisiert und durch die bisherigen Erfahrungen und das Gelernte habe ich hier wirklich eine gute Zeit 🙂
Viel Spaß mit dem Geisterschloß und der Winkelgasse im Film 🙂
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Lebe grün und frei,
Der Wildgruenwanderer 🙂
Da kann ich nur schreiben: „Einfach märchenhaft!“