Bahnfahren in Indien

Vorgestern hatte ich nochmal Lust auf Bergwanderung und hab mir kurzerhand ein Dorf auf Google Maps gesucht, was eine hohe Wahrscheinichkeit an Unterkünften besitzt und mitten in den Bergen liegt. Ich mußte dort teilweise trampen, da dort kein Bus fuhr. Das hat auch alles gut geklappt und der Ort war auch überraschend schön. Jedoch mit der Unterkunft war es nichts. Also wieder zurück in die nächstbeste Stadt getrampt und dort ein Hotel gesucht. Das hat auch wieder ewig gedauert bis ich dann irgendwas teures gefunden habe. Jetzt weiß ich auch warum: Es sind Ferien in Indien und alle Inder verreisen. Toll.

Kurzum – ich habe jetzt die Schnauze voll von dem Teil Indiens. Es ist eh viel zu heiß um in den Bergen zu wandern. Deswegen werde ich den Fokus jetzt auf Höhlen verschieben :). Mein nächstes Ziel sind die Belum-Höhlen in Andra Pradesh.

Gestern fahre ich mit der Bahn Richtung Andra Pradesh. Mit einem general Ticket ohne Reservierung. Ich schaffe es sogar irgendwie in den Zug hineinzukommen, um dann mit Rucksack auf irgendwo zwischen Indern verkeilt die nächste Stunde zu verbringen. Natürlich gehen immer noch etliche Snack- und Wasserverkäufer schreiend im nicht mehr vorhandenen Gang entlang um ihre Zuckerbrötchen Icecream zu verkaufen.

Irgendwann lichtet sich die wabernde Menschenmasse ein wenig und ich kann eine Familie erkennen, die das Glück hatte Sitzplätze erwischt zu haben.

Was müssen da meine müden Augen sehen? Ein Junge, der mit einem Rubikscube hantiert. Ich komme um ein Grinsen nicht umhin und beobachte ihn eine weile, wie fortgeschritten seine Technik ist. Immerhin schafft er schon zwei Ebenen und präsentiert den Würfel stolz seinen Eltern, die es dann auch erfolglos versuchen.

Irgendwann bekomme ich einen Platz bei ihnen angeboten. In der oberen Etage. Denn in indischen Zügen, sitzt man zweietagig. Schon wenig später kommt der Junge mit seinem Würfel zu mir herauf und will mich anscheinend mit seinen Künsten beeindrucken. Verdammt, das Ding scheint mich irgendwie zu verfolgen, egal welchem Lebensstil ich mich zuwende.

Nagut. Ich nicke anerkennend als er die zwei ebenen fertig hat. Danach drehe ich ihm den Würfel schnell fertig. Da waren die Augen groß. Danach spiele ich noch eine Weile den Cubementor für ihn und den Rest der Fahrt spielen wir Uno mit einem halb verblichenen und labbrigen Unokartenspiel. Was ihr habt auch Uno in Deutschland? Jaaaa :D.

Die Karten fliegen regelmäßig weg, da der Deckenventilator ganze Arbeit leistet, was dem Spiel noch den gewissen zusätzlichen Kick verleiht.

Da, eine Zwischenstation. Draußen erhebt sich das durchmischte Gejaul der Snackverkäufer, die an die vergitterten, jedoch offenen Fenster kommen und alles mögliche anbieten: Bananen, Mangos, Wasser, Wassermelone, Samosa Teigtaschen, Erdnüsse und vieles mehr. Jeder übertönt dabei seinen Nachbarverkäufer und das ganze hört sich an wie der asynchrone Klagegesang von arabischen Seefahrern vor dem nahen Tod.

Irgendwann bin ich in Solapur auf dem Bahnsteig und suche mir ein Hotel. Man kann zwar auch wunderbar über Nacht im Zug unterwegs sein, jedoch muß man das bis zu 2 Monaten im Voraus reservieren, was sich nicht mit meinem spontanen Reisestil deckt.

Heute wollte ich dann das selbe Spiel nochmal spielen. Ich gehe zum Ticketschalter und will mir ein Ticket besorgen. Dort wartet auch schon die erste Hürde auf mich. Kurz bevor ich den Ticketschalter erreiche steht die Verkäuferin auf und eine Putzfrau putzt sehr gründlich den Platz. Nagut, dann eben der Nachbarschalter. Ich stelle mich dort an und sehe eine vermummte Frau ins Büro stürmen, die anscheinend noch ein Hühnchen mit der Ticketverkäuferin zu rupfen hatte.

Den Arm anklagend auf die Verkäuferin gezeigt mit einer theatralischen Geste und Blick wie eine Rachegöttin. Sie redet ohne Ende auf die andere Frau ein, die daraufhin nur mit einer Handbewegung reagiert, als ob sie eine lästige Fliege wegscheuchen will. Die Rachegöttin fing an zu schreien ohne ihren Arm zu senken.

Ein energisches Klopfen des nächsten Ticketkäufers an die Scheibe. Die Verkäuferin wendet sich dem Käufer zu. Ein spitzer Schrei. Fingernägel fahren aus. Kratzen. Schreie. Die Minuten vergehen. Irgendwann wird die vermummte hinausbefördert und die Verkäuferin dreht sich behutsam wieder zu den Kunden – um dann aufzustehen und der Putzfrau platz zu machen. Bingo!

Nach 30 Minuten hatte ich dann doch mein Ticket und wollte in den Zug steigen. Dort erwartete mich dann die zweite Hürde. Die Leute stürtzten sich wie Irre auf die Türen des noch fahrenden Zuges. Die Leute im Zug, die aussteigen wollten konnten das nur mit Gewalt. Aber das ist ja nichts Neues. Diese Sitte habe ich ja schon in Sri Lanka kennengelernt :D. Neu war hier, das der Zug doppelt so voll war wie der von gestern. Es hin schon eine Menschentraube an den Türen, die nicht mehr reinpasste. Die Leute drinnen sahen aus wie eingequetschte Sardinen.

Alles klar, ich geh dann mal :D. Im Schlafwagen finde ich noch recht luftig Platz, obwohl ich dort eigentlich keine Berechtigung habe. Jedoch scheint das so richtig keinen zu scheren, denn auch dieser Wagen füllt sich langsam bis zum  Erbrechen.

Hier hatte ich dann noch ein paar nette Bekanntschaften mit Indern und wurde auch wieder zu einem Spiel eingeladen. Diesmal war es „Mensch ärger dich nicht“ auf dem Handy.

Auf jedenfall steht man als Europäer irgendwie immer im Mittelpunkt und jeder will noch ein Selfi und Facebook und was weiß ich noch alles :D. Immer das Alien zu sein kann auch nach einer Weile sehr nervend werden.

Jetzt bin ich in Tadipatri gelandet, 30 Km von meiner Höhle entfernt und habe sogar auf anhieb ein günstiges und gutes Hotel gefunden. Na also – geht doch. Andra Pradesh gefällt mir schonmal :D.

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Der Wildgruenwanderer 🙂

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